Kräutertherapie

Die Kräutertherapie ist neben der Akupunktur, die zweite große Behandlungsschiene der TCM.
Sie entspricht im Wesentlichen der westlichen medikamentösen Therapie. Zur Anwendung kommen Pflanzenbestandteile wie Wurzeln, Blätter, Blüten und Samen, aber auch Bestandteile aus der Tierwelt wie Horn, Muschelschalen oder Tintenfischpanzer. Weiters werden Mineralien verwendet wie Gips, Indigo oder Harze. Es wird dabei auf Artenschutz und kontrollierten Anbau Wert gelegt.

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Fr et Sm Trichosantis, gua luo ren, Schlangenkürbis; wandelt heißen
Schleim um, befreit bei Beklemmung durch Verschleimung im Brustraum, Anwendung bei Verstopfung durch Lungenhitze (Bronchitis, Lungenentzündung)
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Fl Carthami, hong hua, Färberdistel; Blutbewegende Arznei, fördert Menstruation, Anwendung nach Trauma (Unfall mit Prellung), Angina pectoris (Herzbeschwerden)
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Medulla Junci, deng xin cao, Binsenmark; Feuchtigkeitsausleitend, kühlt Herzhitze
( Schlafstörungen, Aufregung,..), entwässernd
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Fl Rosae rugosae, mei gui hua, Rosenknospen; Qi regulierend
(Energie regulierend), erleichtert bei Beklemmung im Brustkorb,
harmonisiert Blut bei Zyklus-
problemen ( normalisiert Menstruationsprobleme)
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Poria (Pilz), fu ling, Kokospilz; Feuchtigkeitsausleitend, steigert
Harnfluß, stärkt die Milz,
harmoniesiert Mittleren Erwärmer
(Magen, Verdauung,..), befreit und besänftigt den Geist
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Rm Uncariae cum Uncis, gou teng, Gambirzweige mit Dornen; vertreibt inneren Wind, Anwendung bei kindlichen Fieberkrämpfen, Tic´s, Krampfartige Migräne
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Massa fermata, shen qu,
Getreidemasse aus Bakterien und
Pilzen, Arzneimittel gegen Nahrungsmittelstase (entspricht
dem Schulmedizinischen Kreon), harmonisiert den Magen, vertreibt
Kälte im Magen, für bessere Verträglichkeit mineralischer Arzneien
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Cl Bambusae, zhu ru,
Bambusrohrstreifen; gegen heißen Schleim, Schlafstörungen, Unruhe, Depression, Hautekzeme,
stillt Blutungen
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Mischung Fructus Lycii, gou qi zi, chin. Bocksdorn; Bluttonisierende Arznei, stärkt die Substanz (Yin und Essenz), stärkt die Leber und die Nieren, klärt die Augen, bei chron. Rückenschmerzen, steigert den Appetit, bei Altersweitsichtigkeit und trockenen Augen, Immunsystem stimmulierend
Periostracum Cicadae, chan tui, Zikadenhülle; Oberfläche öffnend, bringt Ausschläge an die Oberfläche (Neurodermitis) , gegen Trübungen am Auge, krampflösend bei kindlichen Fieberkrämpfen
Fl Chrysanthemi, ju hua, Chrysanthemenblüten ; Oberfläche öffnende Arznei, Anwendung bei Infekten und Augenbeteiligung, bei Allergie mit Augenbeteiligung, Schläfenkopfschmerz, klärt die Augen
Fructus Jujubae, da zao ; große Dattel ; Qi Tonisierend, beruhigt den Geist, nährt und stärkt die Milz und den Magen, steigert die Blutbildung Rm Uncariae cum Uncis

Bis zu 15 Bestandteile werden zu einem Tee verkocht. Die Arznei wird in Form von Tees eingenommen – entweder als fertiger Tee oder als Pulver, das in heißes Wasser eingerührt, und dann getrunken wird.
Die Einnahme ist 2-3 mal täglich, und die Dauer ist abhängig von der Symptomatik. Bei akuten Problemen (Husten, Schmerzen, Allergien, Prellungen, Durchfall und Fieber) reicht eine Einnahme der Kräuter für 5-14 Tage.
Zur Kräftigung und zum Aufbau des Körpers nach einer langen Krankheit ist die Einnahme auch bis zu 6 Monaten nötig.

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Photo vom Einkochen der Tees
mit Blick auf ein kleines Leinensäckchen
wo die Blüten seperat am Schluß
zugegeben werden.

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Einwiegen der Kräuter
(Foto: Apotheke zur Heiligen Elisabeth)

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Besprechen der Granulate
(Foto: Apotheke zur Heiligen Elisabeth)

Wer kommt für eine Kräutertherapie in Frage?
Jeder Patient eignet sich für eine Kräutertherapie. Die einzige Ausnahme besteht in der etwas engeren Kontrolle bei leberkranken Patienten, da ähnlich wie bei westlichen Medikamenten, auch die Kräuter über die Leber verstoffwechselt und ausgeschieden werden.

Was ist die große Stärke der Kräutertherapie?
Die Kräutertherapie setzt dort an, wo die Akupunktur alleine nicht reicht.
Die Akupunktur reguliert den Körper, sie kann keine Energie von außen geben. Das kann die Kräutertherapie schon. Sie kann Energie geben, Blockaden lösen, harmonisieren und stärken.

Was kann mit Kräutern besonders gut behandelt werden?
Regelschmerzen, Blutungsanomalien, Kopfschmerzen bei Bluthochdruck, Schwindel, Anhaltende Müdigkeit und Schwäche, sowie Muskelschwere nach einem Infekt, tiefe innere Kälte nach großen Operationen, chronische Verschleimung und Nasennebenhöhlenentzündungen, dünner Stuhlgang und Durchfälle, Chronische Verstopfung, Hauterkrankungen (Nerodermitis, Allergien, Urtikaria, chron. Offene Wunden) vegetative Beschwerden: Übelkeit, Blähungen, Völlegefühl, Schlafstörungen, Schwitzen, innere Unruhe, uvm.

Eine besondere Herausforderung sind chronisch kranke Patienten.
Dazu gehören Autoimmunerkrankungen, Krebserkrankungen und rheumatische Erkrankungen. Hier wird die Kräutertherapie oft begleitend zur Schulmedizin eingesetzt. Der Behandlungsschwerpunkt liegt beim Hitze vertreiben, Schleim bewegen, Feuchtigkeit entfernen und Energieaufbau. Eine Kontrolle der Entzündungsparameter ist nötig.

Fragen & Antworten zur Trad. Chinesischen Arzneimittel-Therapie

Welche Bestandteile sind darin enthalten?
Es handelt sich ausschließlich um Produkte aus der Apotheke der Natur, überwiegend pflanzlicher, vereinzelt auch mineralischer und tierischer Herkunft. Diese Bestandteile werden in Asien kultiviert oder gesammelt, und zur besseren Haltbarkeit und Verträglichkeit getrocknet bzw. teilweise nach traditionellen Methoden weiterverarbeitet (meist geröstet oder gedämpft). Bestandteile: Wurzeln, Rinden, Blüten und Früchte, aber auch z.B. Muschelschalen. Tierische Bestandteile von bedrohten Arten, wie etwa Tiger-Knochen oder Rhinozerus-Horn werden nicht verwendet.

Wie erklärt sich die Wirkung?
Die Wirkung hat sich durch unzählige Beweisfälle im Laufe von Jahrtausenden bestätigt. Die in sich schlüssigen Erklärungen, die auf dem Naturverständnis der T.C.M. basieren, können vom wissenschaftlich-logischen Verstand zwar nicht immer nachvollzogen werden, doch gibt es moderne Studien, welche die Wirksamkeit in vielen Fällen belegen. Einige moderne Medikamente werden auch aus chinesischen Heilpflanzen entwickelt. Aus der Sicht der modernen Wissenschaft enthalten die Arzneien biochemisch wirksame Verbindungen, welche den Zell-Stoffwechsel unterschiedlicher Gewebe und Organe im Körper aktivieren. Diese werden so von schädlichen Umwelt- oder Stoffwechselgiften gereinigt, angeregt und gekräftigt. Durch die Mischung unterschiedlicher Bestandteile läßt sich die Wirkung vervielfachen, – „das Ganze ist mehr, als die Summe seiner Teile“.
Wie lange dauert es, bis die Wirkung eintritt?
Allgemein kann man eine kurzfristig eintretende von einer nachhaltigen Wirkung unterscheiden. Erstere bremst akute Vorgänge, die sich beispielsweise durch Schmerzen oder Fieber ausdrücken, und tritt Stunden bis wenige Tage nach der Einnahme ein. Letztere unterstützt allmähliche Heilungsprozesse, kann viele Wochen und manchmal auch Monate dauern.
Wann und wie oft nehme ich die Medizin?
Das hängt sehr von der Art des jeweiligen Zustandes ab. Bei akuten Beschwerden wird die Einnahme meist auf 3 oder mehr Male am Tag verteilt, bei chronischen Leiden auf 2 Mal oder weniger. Auch die Tageszeit ist abhängig von der Situation, im allgemeinen empfiehlt sich aber die Tages-Dosis auf zwei Mal täglich aufzuteilen und 15-30 Min. vor einer Mahlzeit einzunehmen. Falls der Magen empfindlich reagiert, ist die Einnahme nach dem Essen zu empfehlen. Jedenfalls ist man gut beraten, sich genau an die Angaben des Arztes bzw. der Apotheke zu halten und bei Unklarheiten nachzufragen.
Wie soll ich die Arzneimischung einnehmen?
Die hierzulande gängigen Zubereitungsformen für die innerliche Einnahme sind einerseits das „Dekokt“, das ist eine Abkochung der getrockneten Arzneien, andererseits das „Granulat“, die Pulverform. Ersteres wird meist von der Apotheke hergestellt, da sich die tägliche Abkochung zuhause als sehr aufwendig erweisen kann. Beim Dekokt wird normalerweise von der Apotheke ein Konservierungsmittel beigefügt, das die Wirksamkeit nicht beeinträchtigt. Dadurch erhöht sich die Haltbarkeit, welche sonst wenige Tage anhalten würde. Trotzdem empfiehlt sich die Aufbewahrung an einem kühlen Ort, am besten in einem Kühlschrank. Wenn man unterwegs ist, kann man sich aber eine Tagesration mitnehmen. Es genügt dann, diese an einem schattigen Ort abzustellen. Die Abkochung ist zumeist stark konzentriert und bedarf einer Verdünnung mit Wasser. Auch das Granulat sollte man kühl lagern, aber nicht notwendigerweise im Kühlschrank. Es ist wesentlich länger haltbar und daher praktischer bei einer längeren Therapie-Dauer. Zur Einnahme empfiehlt es sich, die für die Dosis bemessene Pulvermenge in eine halb gefüllte Tasse mit – nach Möglichkeit heißem – Wasser einzurühren, am besten mit einem Holz-Stäbchen ggf. auch mit einem Plastik-Löffel. Die Berührung mit Metall sollte man grundsätzlich vermeiden. Meist bleibt nach dem Trinken ein Bodensatz zurück, der nochmals mit wenig Wasser aufgerührt und getrunken werden sollte.
Gibt es Nebenwirkungen oder Gesundheits-Risiken?
Grundsätzlich gibt es keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Was aber als Nebenwirkung in Erscheinung tritt, ist zumeist vorhersehbar und oft eine nützliche Reaktion, wie etwa vermehrtes Schwitzen, vermehrter Harn oder Stuhlgang. Auch Hautreaktionen erklären sich meistens durch die verstärkte Entgiftung über die Haut. Schädliche Nebenwirkungen treten nicht auf, vorausgesetzt, daß die Arzneimitteltherapie von einem kompetenten Arzt angeordnet und kontrolliert wird.
Wann soll ich die Medizin vorzeitig absetzen?
Treten innerhalb des laufenden Therapie- Zeitraumes neue, akute Beschwerden auf (beispielsweise eine Erkältung) so ist es ratsam die Kräuter solange abzusetzen, bis man mit seinem Arzt Rücksprache gehalten hat. Da es sich um eine Änderung des Zustandsbildes handelt, ist es dann oft auch notwendig, die Therapie an den neuen Zustand anzupassen.
Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Naturheilmitteln?
Da sich alle therapeutischen Maßnahmen gegenseitig in positiver oder negativer Weise beeinflussen können, ist es sehr wichtig, die Einnahme anderer Mittel mit dem Arzt vorher abzusprechen. Dennoch läßt sich in vielen Fällen eine sinnvolle Kombination mit modernen Medikamenten durchführen.
Wie erziele ich die bestmögliche Heilung?
Eine genaue Diagnose-Stellung und Klärung von Krankheits-Ursachen ist eine wichtige Voraussetzung. Die Kombination verschiedener, bewußt aufeinander abgestimmter Behandlungs- Maßnahmen bringt oft die bestmöglichen Erfolge, insbesondere bei chronischen, langwierigen Krankheiten. In manchen Fällen genügt aber auch schon eine gezielte Maßnahme, um eine Heilung herbeizuführen. Eine wichtige
Voraussetzung ist jedoch das Bewußtsein des Patienten über die Zusammenhänge seiner Krankheit und die aktive Mitarbeit und Selbstverantwortlichkeit. Was nützt es beispielsweise, einen geschwächten Magen zu kräftigen, wenn der Patient weiterhin ungesunde Nahrung und Ärger schluckt?
Auf welche Ernährung soll ich achten?
Prinzipiell gibt es für verschiedene Anweisungen für unterschiedliche Erkrankungen. Allgemein aber sollte man während der Einnahme möglichst Kaffee, Tee und Tabak reduzieren, sowie zuckerhältige Säfte, kalte Getränke und Bier. Es empfiehlt sich, der Jahreszeit angepaßte, leicht verdauliche und frisch zubereitete Speisen in regelmäßigen Abständen einzunehmen und dabei eine friedvolle Geisteshaltung zu hegen. Für die Verteilung der Arzneimittel im Körper ist eine gut funktionierende Verdauung und Durchblutung sehr förderlich, daher empfiehlt es sich auch ausreichend, wenigstens 1,5 Liter Wasser am Tag zu trinken, und körperliche Bewegung, etwa durch Spazierengehen zu betreiben. Ebenso sollte die geistige und emotionale Nahrung ausgewogen sein, denn ein zu viel an spannungsgeladenen Emotionen kann bekanntlich auch den Blutfluß abschnüren und die Verdauung hemmen.
Was passiert, wenn ich irrtümlich zuviel oderzuwenig an Dosis eingenommen habe?
Im allgemeinen haben die Arzneien ein große therapeutische Breite, daß heißt man kann eine vielfache Menge einnehmen, ohne daß es zu toxischen Nebenwirkungen kommt. Da es aber vereinzelt auch Ausnahmen gibt, empfiehlt es sich, genau die Anweisungen zu befolgen, denn bereits Paracelsus lehrte uns: Die Dosis macht das Gift. Bei unregelmäßiger Einnahme kann sich die Wirkung verzögern oder sogar ausbleiben.
Was tun, wenn die Besserung ausbleibt odersogar eine Verschlechterung eintrittt?
Eine vorübergehende, kurzdauernde Verschlechterung der Krankheits-Symptome ist nicht selten Vorbote einer Heilungs-Reaktion und bedarf der Deutung durch einen kompetenten Arzt. Auch das Ausbleiben einer deutlichen Besserung ist oft darauf zurückzuführen, daß viele Heilungsvorgänge sehr unterschwellig ablaufen, solange, bis es zu einem „plötzlichen Durchbruch“ kommt. Ein Bambus-Spross braucht vier Jahre, bis er aus der Erde hervorwächst, dann aber wächst er in wenigen Wochen meterhoch in den Himmel! Daher ist es sehr wichtig, Geduld zu üben und das Vertrauen in die eigenen Heilungskräfte zu bewahren. Es kann aber auch mitunter ein Aufruf dazu sein, eigene Bemühungen stärker miteinzubinden.
Wie erklärt sich der hohe Preis ?
Die einzelnen Arzneien kosten in Europa ein vielfaches als im Ursprungsland. Allerdings ist dort auch das durchschnittliche Einkommen und Preisniveau viel geringer als hierzulande. Hinzu kommt auch, daß aufgrund notwendiger strenger behördlicher Kontrollen der Qualitätsanspruch höher ist, und der Verkauf der Sorgfalt und Kompetenz von öffentlichen Apotheken vorbehalten ist.